NACHWUCHSHAUSÄRZT*INNEN FÜR CHEMNITZ
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- Hausärzte in Zahlen
Was wir in den letzten Jahren erreicht haben
- 100 Nachwuchshausärzt*innen für Chemnitz gefunden seit 2017
- Davon 59 bereits niedergelassen, 41 aktuell in Aus- und Weiterbildung
- Dennoch: So viele fehlende Hausärzt*innen wie nie (49,5 offene KV-Sitze).
- 40 Praxisschließungen werden durch 59 Junghausärzt*innen überholt.
- Altpraxen werden kaum noch übernommen.
- Mehr Leistung: Weniger Hausärzt*innen behandeln deutlich mehr Krankheiten (um 6% erhöht).
- Anstellung liegt als Arbeitsform im Trend.
- Wir brauchen mehr Weiterbildungspraxen weiterer Fachbereiche in Chemnitz.
- Von den aktuell tätigen 135 Hausärzt*innen sind bzw. werden bis 2030 über 50 im Rentenalter sein und könnten ihre Praxen aufgeben. Wir haben weiterhin viel zu tun.
Die Ergebnisse im Detail:
- +49 371 3660-239
- thieme@cwe-chemnitz.de
Chemnitz drohend unterversorgt
Fehlende Hausärzt*innen
Chemnitz bräuchte zur Versorgung aller Bürger 185,25 Hausärzt*innen. Aktuell sind 135,75 Hausärzt*innen tätig, weitere 49,5 fehlen (= offene KV-Sitze). Dies entspricht einer Versorgung von 80,7 %. Chemnitz wird damit von der Kassenärztlichen Vereinigung Sachsen (KVS) als „drohend unterversorgt“ eingestuft – bereits seit 2016. Es klafft weiterhin eine große medizinische Versorgungslücke.
Mehr Nachwuchshausärzt*innen als Praxisschließungen
Wenige Hausärzt*innen arbeiten sehr viel.
Zudem hat sich die Leistung der Hausärzt*innen gegenüber 2017 um mehr als 6 Prozent erhöht und liegt mittlerweile höher als zur Pandemie-Zeit. Jede Praxis hat damit durchschnittlich 280 Krankheitsfälle pro Jahr mehr behandelt als noch vor sechs Jahren. Gründe dafür können digitalisierte Prozesse, bspw. telefonische Krankschreibung, und optimalere Praxisorganisation sein. Dennoch hebt das Plus an Fachkräften und die höhere Leistung die Diskrepanz fehlender Hausärzt*innen noch nicht auf.
Anstellung mittlerweile im Trend
Kontinuierlicher Anstieg von Arzt-Anstellungen
Im Jahr 2023 haben 10,5 neue Hausärzt*innen in Chemnitz ihren Dienst aufgenommen. Damit hält sich das Jahr auf den beiden Vorjahresplateaus. Gleichzeitig schlossen 10 Praxen ohne Nachfolge, 1 Praxis wurde übernommen.
Für Chemnitz ist neu, dass deutlich mehr Hausärzt*innen in die Anstellung gegangen sind anstatt eine eigene Praxis zu eröffnen bzw. als Nachfolge zu übernehmen. Dies entspricht dem nationalen Trend, wobei viele Jahre die eigene Praxis in Chemnitz vorherrschte.
Im Jahresdurchschnitt: Anstellung ist Favorit
Die Anstellung überholt seit 2017 die eigene Praxis als Arbeitsform.
Ein Grund zur Anstellung ist, dass zusätzlich zu Themen der beruflichen und familiären Vereinbarkeit nun vermehrt freiberufliche Praxen dieses Modell anbieten und auch MVZ wieder vermehrt Hausärzt*innen anstellen. Altpraxen werden oft nicht übernommen, da die Räumlichkeiten nicht mehr dem heutigen Arbeitsstandard und der Barrierefreiheit entsprechen. Hinzukommend stehen diese oft auch im Eigentumsverhältnis des Praxisabgebenden oder die Verhandelnden werden über den finanziellen Ablösewert nicht einig. Diese Themen sind bei der Anstellung irrelevant.
Altpraxen modernisieren
Übernahme von Altpraxen fördern
Modernisierung wichtig für Praxisübernahme
Der Verlust von Hausarztpraxen nah am Wohngebiet ist für Patienten selbstverständlich ein Problem. Um diese Praxen attraktiv für Nachfolgende zu machen, benötigt es Modernisierung und Barrierefreiheit für Patienten.
Seit dem Jahr 2020 hat dazu das Investitions- und Förderprogramm Barrierefreies Bauen „Lieblingsplätze für alle“ stark unterstützt. Für Gesundheitspraxen ist hier jährlich ein Budget von 25% am Gesamtfördervolumen vorgesehen. Jede Praxis bzw. Ärztehaus kann Umbauten bis zu 25.000 Euro zu 100 % gefördert bekommen.
Bis heute wurden 10 Maßnahmen mit über 130.000 € umgesetzt. Darunter fallen beispielsweise barrierefreie Toiletten, Rampen an Treppen, Handläufe etc. um gehbeeinträchtigen Personen, bspw. auch mit Rollatoren, einen entsprechenden Zugang zu gewähren.
Dem gegenüber standen doppelt so viele Anträge, die teilweise mangels fehlender Unterlagen wie Nachweise für Bau, Eigentumsverhältnisse, Denkmalschutz etc. zurückgewiesen werden mussten.
Praxisschließungen und Altersverteilung
Digitalisierung Grund für Praxisschließung
Verpflichtende Einführung elektronischer Dienste
Die Möglichkeiten zur Niederlassung (sogenannte offene KV-Sitze) sind mit 49,5 Stellen seit Jahren auf dem Höchstwert, entsprechend niedrig ist der Versorgungsgrad mit 80,7 % – damit gilt Chemnitz weiterhin als drohend unterversorgt.
Ein Grund könnte sein, dass im Jahr 2023 und 2024 viele elektronische Dienste (eRezept, digitale Krankenschreibung etc.) für Praxen verpflichtend eingeführt wurden und damit jeweils zum Vorjahresende mehr Hausarztpraxen als je zuvor in einem Jahr geschlossen haben, in Summe 10 Praxisschließungen ohne Nachfolge. Diese Maßnahme bedurfte Investitionen in digitale Infrastruktur und Anpassungen der Praxisverwaltung, sodass insbesondere ältere Praxen kurz vor Praxisabgabe diese Aufwände nicht mehr produzieren wollten.
Andererseits unterliegen auch die Hausärzt*innen der bekannten demographischen Alterspyramide und treten in ihren verdienten Ruhestand.
Hinzukommend wurde über die Jahre die Berechnung der KVS an die Demographie und das Krankheitsaufkommen (Multimorbidität) angepasst (Jahr 2020), weshalb ein enormer Sprung im Jahr 2019 auf 2020 zu verzeichnen war.
Alter in allen Ehren!
Kolleg*innen müssen perspektivisch ersetzt werden
Die Altersverteilung der Hausärzt*innen entspricht der nationalen Demographie. Knapp 40% der Hausärzt*innen sind 60 Jahre und älter. Sollten diese ihren wohlverdienten Ruhestand in den kommenden Jahren eintreten, müssten damit weitere rund 50 Hausärzt*innen für die Versorgung ersetzt werden. Jedoch sind durch die neuen tätigen Hausärzt*innen mittlerweile mehr als ein Drittel 49 Jahre und jünger, perspektivisch rücken hierzu weitere Jungfachärzt*innen nach.
„An dieser Stelle möchten wir uns insbesondere bei den Chemnitzer Hausärzt*innen im Alter von 65+ herzlich bedanken, die teils in der ambulanten, aber auch stationären Versorgung oder in Einrichtungen wie bspw. dem Gesundheitsamt für die Bürger*innen von Chemnitz und damit auch Ihren Kolleg*innen mit Fachkompetenz zur Seite stehen. Sie sind – und wir hoffen, Sie bleiben – auch weiterhin überaus wichtige Mitglieder der medizinischen Versorgung. Wir danken für Ihre Einsatzbereitschaft.“
Laura Thieme, Initiative NEUE GESUNDHEIT / CTM GmbH
Nachwuchs in Aus- und Weiterbildung
41 Nachwuchshausärzt*innen sind aktuell in Chemnitz in Aus- und Weiterbildung.
In Chemnitz waren bis Ende 2023 insgesamt 35 Nachwuchshausärzt*innen in Aus- und Weiterbildung in Arztpraxen und den in Chemnitz ansässigen Krankenhäusern, weitere 6 waren für 2024 bereits in Planung. Dies entspricht dem Durchschnitt der vergangenen Jahre. Als Nachwuchshausärzt*innen zählen Ärzt*innen in der Facharztweiterbildung für Allgemeinmedizin (stationär und ambulant), sogenannte Ärzt*innen in Weiterbildung – kurz AiW, sowie Fachärzt*innen in den KVS-Förderprogrammen „Hausarzt auf Probe“ und „Quereinstieg Allgemeinmedizin“.
Wir brauchen mehr Weiterbildungspraxen in allen Fachgebieten
Es klingt erst einmal viel, dass in Chemnitz über 146 Ärzt*innen aktuell die Facharztweiterbildung in verschiedenen Fachrichtungen anbieten.
Den aktuellen 35 Nachwuchshausärzt*innen in der Allgemeinmedizin stehen genauso viele niedergelassene Hausärzt*innen (von 135 insgesamt) gegenüber, die die Facharztweiterbildung anbieten (weiterbildungsbefugte Ärzt*innen). Dies möchten künftig auch weitere Praxen anbieten und sind bereits in der Beantragung.
Dennoch gibt es sehr wenige Arztpraxen anderer Fachbereiche, die dies ebenso operativ ermöglichen, sodass wir als Weiterbildungsverbund verstärkt an der Zusammenarbeit arbeiten. Damit soll künftigen Hausärzt*innen eine Breite an Fachwissen und -erfahrungen ermöglicht werden, die bislang überwiegend in Krankenhäusern erlangt werden.
Durch die Änderung der Weiterbildungsordnung Sachsen sowie den veränderten Wünschen von Ärzt*innen in Weiterbildung, kommen vermehrt ambulante Praxen in den Fokus. Um hier vielfältige Angebote gegenüber Nachwuchsärzt*innen anbieten zu können, werden weitere Weiterbildungspraxen, die insbesondere digital aufgestellt sind, gebraucht. Der Weiterbildungsverbund vereint diese und unterstützt bei der Antragstellung.
„Hausärzt*innen aus- und weiterzubilden ist eine Aufgabe von vielen. Chemnitz hat dafür genau die richtigen Partner*innen. Ob Krankenhäuser, Arztpraxen, Mentoring und Studierenden-Unterstützer*innen, Landesvereinigungen wie KVS und SLÄK, Institutionen für Internationals und so viele mehr: die Zahnräder greifen ineinander und geben sowohl etablierten als auch Nachwuchsärzt*innen an den richtigen Stellen die gewünschte Unterstützung. Danke an all unsere Partner*innen - ihr seid großartig!“
Laura Thieme, Initiative NEUE GESUNDHEIT / CTM GmbH
Eine vielversprechende Perspektive: MEDiC
Die folgende KVS-Karte zeigt bedeutsam, dass Uni-nahe Regionen um Dresden und Leipzig sowie Regionen im „Dreiländereck“ in Richtung Bayern und Polen/Tschechische Republik besser mit Hausärzt*innen versorgt sind. Durch den seit 2020 gestarteten Modellstudiengang Humanmedizin Chemnitz MEDiC der Med. Fakultät der TU Dresden mit dem Klinikum Chemnitz ist Potential vorhanden, dem Ärztemangel in vielen Fachbereichen in der Region Südwestsachsen entgegenzustehen. Wir als Weiterbildungsverbund „Hausärzte für Chemnitz“ stehen seit 2019 im Austausch mit MEDiC und haben mit unseren Akteur*innen dem Fachbereich Allgemeinmedizin einen Fokus im Studium mit praxisnaher Begleitung durch Mentor*innen, Praxistagen etc. geben können.
Initiative NEUE GESUNDHEIT Chemnitz und der Weiterbildungsverbund Hausärzte für Chemnitz:
für die gesunde Zukunft unserer Bürger*innen!
Stand: 01.07.2024
Datengrundlage: Initiative NEUE GESUNDHEIT Chemnitz / Weiterbildungsverbund „Hausärzte für Chemnitz“ – CTM GmbH, Kassenärztliche Vereinigung Sachsen, DRK Gemeinnützige Krankenhaus GmbH Sachsen, Klinikum Chemnitz, Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz, Sozialamt der Stadt Chemnitz
Weiterbildungsverbund „Hausärzte für Chemnitz“
Der Weiterbildungsverbund unterstützt sowohl Studierende als auch Ärzt*innen in Weiterbildung mit Interesse an der hausärztlichen Tätigkeit bei der Planung der Rotation und Kontakt zu stationären als auch ambulanten Weiterbilder*innen, beim Wechsel der Fachrichtung, und beim Austausch finden mit Gleichgesinnten oder Expert*innen für einzelne Fragestellungen.
Gleichermaßen unterstützen wir als Weiterbildungsverbund aber auch Weiterbilder*innen und alle die, die sich noch auf dem Weg dahin machen (sehr gern auch aus nicht-hausärztlichen Fachgebieten).
Kurzum: noch Fragen? Dann einfach bei uns reinschauen und Kontakt aufnehmen.